Bisherige Ergebnisse
Die Bayerische Staatsregierung fördert die Öffentlichkeitsarbeit, Bildung und Weiterentwicklung in den Bereichen der Land- und Forstwirtschaft durch verschiedene Einrichtungen, z.B.:
Das Technologie- und Förderzentrum ist eine Einrichtung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit Sitz am Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) in Straubing. Aufgabe des TFZ ist es, die Bereitstellung und Nutzung von Energieträgern und Rohstoffen aus Nachwachsenden Rohstoffen durch anwendungsorientierte Forschung und Wissenstransfer voranzubringen. Das TFZ ist zudem die Bewilligungsstelle der Fördermaßnahmen des Freistaates Bayern im Bereich der Nachwachsenden Rohstoffe. Dazu führt das TFZ Beratung und Information zu Förderfragen durch.
C.A.R.M.E.N. e.V., das Centrale Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerk, ist seit seiner Gründung 1992 die Koordinierungsstelle für Nachwachsende Rohstoffe in Bayern und seit 2001 eine der drei tragenden Säulen des Kompetenzzentrums für Nachwachsende Rohstoffe (KoNaRo) mit Sitz in Straubing. Seit 2012 unterstützt C.A.R.M.E.N. e.V. zudem aktiv die Umsetzung der Ziele der Energiewende im ländlichen Raum. Neben weiteren Aufgaben ist C.A.R.M.E.N. e.V. Ansprechpartner zur stofflichen und energetischen Biomassenutzung und initiiert und koordiniert Forschungs-, Entwicklungs- sowie Demonstrationsvorhaben.
Regelmäßige Veranstaltungsformate zu verschiedenen Teilbereichen der Bioökonomie bieten Land- und Forstwirt*innen praxisnahe und zukunftsorientierte Informationen. Als Beispiele hat C.A.R.M.E.N. e.V. im Jahr 2023 diverse Veranstaltungen umgesetzt, wie die Fachtagung Pflanzenkohle, das Seminar „Torfersatzsubstrate – Auf dem Weg zu neuen Erden?“, das 30. C.A.R.M.E.N.-Forum zum Thema „Zukunftsfähiges Bauen & Wohnen: Resilienz durch Planung, Rohstoffe und Energie“ oder das 31. C.A.R.M.E.N.-Symposium unter dem Titel „Energie- und Ressourcenwende: von der Strategie zu Best Practice”.
Bewertung des SVB
Mit Maßnahme 21 sollte eine gezielte Aufklärungs- und Informationsinitiative der Bayerischen Staatsregierung initiiert werden. Ein im Rahmen der Strategiemaßnahme initiiertes Kampagnen- oder Veranstaltungsformat wurde nicht umgesetzt.
Gerade die Biomasse produzierenden Sektoren können durch eine gesteigerte Wertschöpfung und neue Technologien und Produkte von einer biobasierten Wirtschaft profitieren. Um die Potenziale der Bioökonomie in Land- und Forstwirtschaft bzw. dem Lebensmittelsektor zu nutzen, ist eine aktive und stetige Kommunikation mit den Akteuren notwendig.
Der SVB sieht den Austausch mit Akteuren, die das Fundament der Bioökonomie bilden, als besonders wichtig an und empfiehlt diese Maßnahme in der weiteren Ausgestaltung der Bioökonomie stärker zu berücksichtigen. Ebenso sollte an dem übergreifenden Kampagnen- oder Veranstaltungsformat weitergearbeitet werden.
Bisherige Ergebnisse
Das Projekt „BioReSt – Vorbereitung einer bayerischen Biomasse-Ressourcenstrategie“ ist zum 01.02.2021 gestartet. Projektpartner sind die Technische Universität München, das Technologie- und Förderzentrum, die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft und die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.
Die Studie dient der Vorbereitung einer Biomasse-Ressourcenstrategie und gibt Hinweise und Empfehlungen für die Inhalte einer solchen Strategie.
Hierzu werden zunächst die Verfügbarkeit und die Potenziale biogener nachwachsender Rohstoffe und biogener Rest- und Abfallstoffe für deren stoffliche und energetische Nutzung ermittelt. Derzeit sind die Zusammenführung und der Abgleich der unterschiedlichen Biomassen und Mengenangaben der Sektoren in Bearbeitung. Hierbei sollen insbesondere mögliche Lücken und Doppelangaben von Massen in den verschiedenen Sektoren erkannt und aufgelöst werden.
Derzeit bleibt festzuhalten, dass in Bayern der Sektor Landwirtschaft mit ca. 33,3 Mio. t der größte Produzent von Biomasse ist. Die landwirtschaftlich erzeugte pflanzliche Biomasse wird überwiegend zur Erzeugung von Nahrungsmitteln, für die Tierhaltung, zur Nährstoffversorgung der Böden und zur energetischen und stofflichen Nutzung verwendet. Im Unterschied zu anderen Wirtschaftsbereichen spielen Stoffkreisläufe innerhalb des Betriebes bzw. des Sektors Landwirtschaft eine große Rolle, so dass grundsätzlich wenig Biomasse bleibt, die der Landwirtschaft für neue Wertschöpfungsketten entzogen werden kann. Der Sektor Forstwirtschaft erzeugte 8,7 Mio. t Rohholz im Jahr 2020. Aufgrund des hohen Anteils alter Waldbestände und der Dringlichkeit des Waldumbaus, um die Wälder an ein wärmeres Klima anzupassen, könnten die Nutzungen über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg deutlich gesteigert werden. Sie könnten vorübergehend auf ca. 11 Mio. t Rohholz wachsen.
Wie erwartet erschweren relevante Unterschiede zwischen den Sektoren die Etablierung einer ganzheitlichen, sektorübergreifenden Biomassestrategie und eines umfassenden Stoffstrommodells. Dies limitiert derzeit noch die Ableitung von Potenzialen und die Möglichkeit Effekte unterschiedlicher Szenarien abschätzen und modellhaft abbilden zu können. Derzeit wird ein praktikabler Lösungsansatz erarbeitet, da eine einheitliche Datenstruktur zwingend erforderlich ist, um Abhängigkeiten bzw. Verbindungen der Stoffflüsse zu identifizieren und Plausibilitätsprüfungen (der Mengen und Potenziale) durchzuführen. In diesem Projekt werden dazu die wissenschaftlichen Grundlagen zur Analyse und Bewertung von Biomasseströmen aufbereitet, ein grundlegendes Konzept der benötigten Datenstruktur erarbeitet und exemplarisch erprobt. Eine Umsetzung, die für eine kontinuierliche Begleitung einer Biomassestrategie (Biomassemonitoring/ Bioökonomiemonitoring) genutzt werden kann, muss allerdings separat von diesem Projekt erfolgen.
Zur Bewertung der Biomassepotenziale werden Nachhaltigkeitskriterien erarbeitet, die für die bestehenden Rahmenbedingungen, Anforderungen und Ansätze des Bioökonomie-Monitorings die Grundlage bilden. Auf Grundlage der Bewertungen ausgewählter Szenarien werden Empfehlungen abgeleitet, welche nachwachsenden Rohstoffe im Sinne einer nachhaltigen Bioökonomie regional angebaut bzw. (rück-)gewonnen und in welche bestehenden und neuen Wertschöpfungskreisläufe die Roh- und Reststoffe nachhaltig und sinnvoll aufgenommen werden können. Die Bedarfe für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion sowie die Energiewende und den Ressourcenschutz sollen dabei berücksichtigt werden.
Die Studie läuft bis Oktober 2024, dann sind die finalen Ergebnisse zu erwarten.
Bewertung des SVB
Eine umfassende und durchgängige Datengrundlage zur Biomasseverfügbarkeit und -nutzung ist eine essenzielle Voraussetzung für die Weiterentwicklung und Umsetzung der Bioökonomie im Freistaat und darüber hinaus.
Die derzeit unzureichende Verfügbarkeit von Daten zu Mengen und Qualitäten von Roh- und Reststoffen bzw. Koppelprodukten aus der Land- und Forstwirtschaft sowie der Industrie hemmt die Bioökonomie – die notwendige Skalierung bioökonomischer Prozesse und Produktionsmengen setzt eine planbare und zuverlässige Versorgung mit Primär- und Sekundärstoffen voraus.
Dieses und weitere Forschungsvorhaben, auch in anderen Regionen, sollten methodisch gleich aufgebaut werden, um eine Vergleichbarkeit der erhobenen Daten zu gewährleisten und um Doppelarbeiten und Fehlinterpretationen der Ergebnisse zu vermeiden.
Der Sachverständigenrat unterstützt das interdisziplinäre Projekt ausdrücklich und plädiert für eine rasche Datenerfassung, um den Fokus im Anschluss auf die Erarbeitung der Bayerischen Biomasse-Ressourcenstrategie zu legen. Diese kann zum Ausgangspunkt der Ausrichtung der Bioökonomie in Bayern werden.
Bisherige Ergebnisse
Maßnahme 23 kann erst nach Abschluss der Maßnahme 22 bearbeitet werden.
Bewertung des SVB
Eine Bewertung ist erst nach der Umsetzung der Maßnahme möglich. Der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern betont die Relevanz der Maßnahme und der damit einhergehenden Schaffung einer umfassenden Übersicht zu bestehenden Biomassepotenzialen.
Bisherige Ergebnisse
Mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sowie dem Technologie- und Förderzentrum (TFZ) wird die Landwirtschaft mit angewandter Praxisforschung unterstützt. Verschiedene Forschungsprojekte bzw. das pflanzenbauliche Versuchswesen liefern wichtige Beratungsaussagen für die Landwirtschaft.
Mit dem Landesprogramm „BioRegio 2030“ wurde das ehemalige Landesprogramm „BioRegio Bayern 2020“ weiterentwickelt. Ein Schwerpunkt wird dabei auf den Bereich Vermarktung gelegt, um den Marktzugang für bayerische Ökoprodukte zu verbessern. Die staatlich anerkannten Öko-Modellregionen in Bayern sind ein zentraler Baustein der Initiative „BioRegio 2030“ der Bayerischen Staatsregierung. Es handelt sich um 27 Gemeindeverbünde unterschiedlicher Größe, die über ganz Bayern verteilt sind. Mit zukunftsfähigen Ideen und Maßnahmen entwickeln engagierte Menschen vor Ort den ökologischen Landbau in ihren Kommunen weiter. Die Maßnahmen sind hierbei so konzipiert, dass sich Verknüpfungspunkte mit Themen einer nachhaltigen Regionalentwicklung ergeben (bspw. Kulturlandschaftsentwicklung und Landschaftspflege, Ressourcenschutz, Innenentwicklung, Agrarstrukturentwicklung und Flächenmanagement, touristische Entwicklung, soziale / solidarische / kooperative Landwirtschaft). Den Kommunen als Projektträger kommt dabei eine verantwortliche Rolle zu.
Mit dem FORUM 3B des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie sollen zukunftsfähige Geschäftspartnerschaften zwischen Visionären der Bioökonomie und landwirtschaftlichen Betrieben geschaffen werden. Landwirt*innen finden auf der Veranstaltung Abnehmer für ungenutzte Biomasse oder Projektpartner im Bereich Bioenergie und junge Bioökonomie-Unternehmen können durch passende Kooperationspartner weiterwachsen. Das erste FORUM 3B mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger fand am 17. Oktober 2022 im Gründerzentrum Hafen Straubing-Sand statt.
Im September 2023 unterzeichneten die Bayerische Staatsregierung, vertreten durch Staatsministerin Michaela Kaniber und Ministerpräsident Dr. Markus Söder, und der Bayerische Bauernverband, vertreten durch Landesbäuerin Christine Singer und BBV-Präsident Günther Felßner, den „Zukunftsvertrag Landwirtschaft“. Mit dem enthaltenen 10-Punkte-Plan sollen bayerische Landwirt*innen unterstützt werden.
FORUM 3B in Straubing | Quelle: StMWi/A.Heddergott
Bewertung des SVB
Der Veränderungsdruck auf die Land- und Forstwirtschaft ist enorm. Die Treibhausgasemissionen und der Ressourcenverbrauch müssen sinken, um den Klimazielen gerecht zu werden.
Neben der Förderung von Forschung und Entwicklung, die z.B. an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) oder dem Technologie- und Förderzentrum (TFZ) umgesetzt wird, muss die Rohstofferzeugung vor allem mehr Wertschätzung erfahren und in der Anerkennung von verschiedenen Ökosystemleistungen honoriert werden. Die bayerischen Land- und Forstwirt*innen entscheiden durch ihre Bewirtschaftungsmethoden maßgeblich über die nachhaltige und ökologisch förderliche Zukunft der Land- und Forstwirtschaft – die wesentliche Wertschöpfung der Biomasse erfolgt aber in der nachgelagerten Verarbeitung der Produkte. Der SVB sieht Handlungsbedarfe bei der aktiven Beteiligung der Land- und Forstwirt*innen an der Wertschöpfungskette. Auch sie müssen die Möglichkeit haben, veredelte Vorprodukte selbst zu produzieren. Eine angemessene Vergütung der Natur-, Umwelt- und Tierschutzleistungen ist ebenso zwingend notwendig, um eine ganzheitlich nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu gewährleisten und zu fördern. Der SVB sieht weiteren dringlichen Handlungsbedarf, um die teils konfliktären Herausforderungen von Bioökonomie, Biodiversität, Lebensunterhalt und gesellschaftlicher Verantwortung miteinander bestmöglich zu verbinden. Für Erzeuger*innen nimmt die Komplexität der Entscheidungen zu. Deren Qualifizierung für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen sollte auch durch die Bayerische Staatsregierung aktiv unterstützt werden.
Mit dem „Zukunftsvertrag Landwirtschaft“ stellt die Bayerische Staatsregierung voraussichtlich 120 Mio. Euro zur Unterstützung bereit. Der SVB begrüßt die Initiative, appelliert jedoch an eine intensive Beteiligung verschiedener Verbände und der Zivilgesellschaft, über den Bayerischen Bauernverband hinaus, bei der Umsetzung des Aktionsplans. Nach wie vor hat zudem die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe in der Diskussion und Förderung zu wenig Bedeutung im Vergleich zur energetischen Verwendung.
Unterzeichnung des „Zukunftsvertrag Landwirtschaft“ im September 2023 | Quelle Bayerisch Staatskanzlei/Jörg Koch
Bisherige Ergebnisse
Am 1.8.2023 veröffentlichte das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten die neue „Richtlinie zur Förderung von Investitionen in Pyrolysedemonstrationsanlagen zur Herstellung von Pflanzenkohlen (DemoPyro)“. Das Förderprogramm wird die Errichtung von Pyrolyseanlagen in Bayern finanziell unterstützen. Es werden je zwei Anlagen in drei verschiedenen Leistungsklassen mit bis zu 50 %, jedoch maximal 200.000 €, gefördert. Die Zuschüsse beschränken sich hierbei auf die Pyrolyseanlage und deren direkten Komponenten.
Ziel der Richtlinie soll sein, Erkenntnisse zu den Stoffströmen sowie dem Marktumfeld von Pyrolyseanlagen zu erlangen und durch diese Demonstrationsanlagen regionale Impulse zur Umsetzung von Kohlenstoffspeicherprojekten zu setzen.
Bewertung des SVB
Mit der Förderrichtlinie DemoPyro setzt die Bayerische Staatsregierung neue Impulse zur Umsetzung von regionalen Kohlenstoffspeicherprojekten – und schafft damit auch einen hoffentlich positiven Effekt auf die regionale Wertschöpfung und den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sowie weitere Wechselwirkungen.
Die Prüfung eines Förderprogramms fand statt und es wurde ein Förderprogramm zur stofflichen Verwertung von regional produzierten Rohstoffen, nämlich Holz, durchgeführt. Besonders die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe sollte jedoch verstärkte Unterstützung erfahren. Die gezielte Förderung von Investitionen ist ein wesentlicher Schritt in der Skalierung der Bioökonomie. Um nachhaltige, biobasierte Produkte wettbewerbsfähig zu machen, sind weiter finanzielle Mittel, vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen notwendig.
Der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern appelliert an die Bayerische Staatsregierung, das Angebot zur Förderung von Investitionen in Bayern auszubauen und die Umsetzung weiterer Förderprogramme voranzutreiben. Bei derartigen Investitionsvorhaben ist zudem eine langfristig zuverlässige Planbarkeit notwendig, um die Innovationsbereiche nachhaltig zu stärken. Ein stabiles Förderumfeld und eine gewisse Sicherheit in der Finanzierung müssen bei der Ausrichtung der Programme von vornherein berücksichtigt und sichergestellt werden.
Bisherige Ergebnisse
Mit der Fachberatung Holzbau Bayern beim Cluster Forst und Holz wurde im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung seit 2023 eine kostenfreie und unabhängige Beratungsstelle für Bauinteressierte, Kommunen, aber auch Planer*innen im Vorfeld eines Bauprojektes geschaffen.
Weitere nennenswerte Entwicklungen im Baubereich konnten mit Anpassungen im rechtlichen Rahmen verwirklicht werden:
Zum 01.02.2021 wurde die Bayer. Bauordnung novelliert. Damit geht die Erweiterung der Zulässigkeit des Baustoffes Holz für Tragkonstruktion und Fassadenbekleidung auf alle Gebäudeklassen einher.
Zur rechtssicheren Anwendung der abstrakten gesetzlichen Zulässigkeit wurde die länderübergreifend erarbeitete Muster-Holzbaurichtlinie zum 01.06.2022 in die Bayerischen Technischen Baubestimmungen aufgenommen. Damit wird das Bauen mit Holz weiter vereinfacht.
Am 20.05.2021 wurde in der Regierungserklärung „Landwirtschaft 2030: nachhaltig, smart, fair“ das Aktionsprogramm „Klimahäuser für Bayern“ von StMin Michaela Kaniber angekündigt; Ministerpräsident Dr. Markus Söder hat in der Regierungserklärung „Klimaland Bayern“ am 21.07.2021 die Holzbau-Offensive angekündigt. Seitdem können einige Erfolge festgehalten werden:
- Staatliche Gebäude in Holz- und Holzhybridbauweise. Stand 04/2023 sind 39 laufende staatliche große Baumaßnahmen mit Gesamtkosten von jeweils über 3 Mio. € (Richtlinien für die Durchführung von Hochbauaufgaben des Freistaates Bayern /RLBau E) in Holz- oder Holzhybridbauweise in Planung oder in Bau (vgl. auch Maßnahme 18).
- In Zusammenarbeit des StMB und StMELF wurde die „Richtlinie zur Förderung von langfristig gebundenem Kohlenstoff in Gebäuden in Holzbauweise in Bayern“ (BayFHolz) erstellt, in Kraft getreten am 01.06.2022. Der aktive Klimaschutz als Grundlage der Richtlinie hat zum Ziel, energiebedingte CO2-Emissionen zu reduzieren und Kohlenstoff langfristig zu binden. Bisher erfreuliche Resonanz: nach einem Jahr (Stand 01.05.23) wurden rd. 330 Förderfälle mit einem Mittelvolumen von etwa 40 Millionen Euro über die BayFHolz verzeichnet, damit werden nach Fertigstellung der Vorhaben etwa 90.000 t CO2 gebunden. Förderfähig sind neben Holzprodukten z.B. auch Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Flachs, Hanf, Holzfasern, Holzspäne, Holzwolle, Kork, Stroh oder Zellulose.
Florian Hoffmann, 1. Bürgermeister von Utting am Ammersee, Forstministerin Michaela Kaniber und Bauminister Christian Bernreiter am 11. Juli 2022 | Quelle: StMELF/Pia Regnet
Bewertung des SVB
Als stark forstwirtschaftlich geprägtes Bundesland hat der Freistaat Bayern das Potenzial des Holzbaus für den Klimaschutz erkannt – das zeigen die zahlreichen laufenden Bauprojekte.
Dennoch bestehen weiterhin Hürden durch die Bayerischen Technischen Baubestimmungen, insbesondere in den Randbedingungen für die Anwendbarkeitsnachweise für Holzbauteile und in der intransparenten Formulierung der bauaufsichtlichen Anforderungen an den Feuerwiderstand der Holzbauteile und deren Zuordnung zu Feuerwiderstandsklassen (BayTB Juni 2022 Abschnitt C 3 und Anhang 4). Diesen regulatorischen Hemmnissen gilt es entgegenzuwirken (vgl. Maßnahme 1).
Das Förderprogramm zur langfristigen Bindung von Kohlenstoff in Gebäuden in Holzbauweise stößt auf große Zustimmung, sollte aber auf private Bauvorhaben ausgeweitet werden. Der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern sieht Handlungsbedarfe bei der Schaffung eines einheitlichen und holzbaufreundlichen Umfelds auf Bundes-Ebene. Die Holzbauweise muss gleichberechtigt neben anderen Bauweisen etabliert und verstärkt auch für Sanierungen und für die innerstädtische Nachverdichtung genutzt werden. Es wäre eine Novellierung und das Angleichen der verschiedenen Landesbauordnungen begrüßenswert. Konkret empfiehlt es sich, die Holzbauweise insbesondere in der Gebäudeklasse 3 sowie die Holztafelbauweise in Gebäudeklasse 5 zu forcieren.
Holz als Baustoff stößt in der Bevölkerung auf eine ambivalente Haltung. Um die Akzeptanz der Holznutzung in der Gesellschaft zu stärken, sind Aufklärungsinitiativen und die Einbindung der Bevölkerung in Dialogformate sowie transparente politische Entscheidungsprozesse erforderlich.
Geplanter sechsstöckiger Holzbau der TU Nürnberg | Quelle: Gustav Epple Bauunternehmung GmbH mit a+r Architekten; Rendering: moka Studios
Leuchtturmprojekt auf dem Campus der TU Nürnberg
Als erster Bau auf dem Campus der TU Nürnberg ist ein sechsstöckiger Holzbau in Umsetzung. Begleitend wurden im Forschungsprojekt EDUwood der TU München (Laufzeit 01.09.2022 – 30.11.2023) mögliche Konstruktionsarten für die überwiegend in Holzbauweise geplanten Gebäude der TU Nürnberg unter Berücksichtigung von Klimaschutzpotenzialen ermittelt. Dabei stehen die Themenfelder Holzbautechnik (Konstruktion, Statik, Bauphysik, Brandschutz) und Lebenszyklusanalyse/ Lebenszykluskosten im Fokus. Die Finanzierung erfolgt durch das StMB und das StMELF.
Bisherige Ergebnisse
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) förderte mehrere Forschungsvorhaben zur Thematik, z.B.:
- „Auswirkungen von künftigen Lebensmitteln auf die bayerische Land- und Ernährungswirtschaft“ (Laufzeit 05/2021 bis 12/2021):
Das Ziel des Projekts war die Durchführung einer Übersichtsstudie zum Thema Auswirkungen von künftigen Lebensmitteln auf die bayerische Land- und Ernährungswirtschaft. Im Kooperationsprojekt der Bereiche Wissenschaft und Wirtschaft des Kompetenzzentrums für Ernährung (KErn) zusammen mit dem Cluster Ernährung wurden Szenarien in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung erarbeitet und beschreiben mögliche zukünftige Entwicklungen. Es zeichnen sich zum Beispiel technologiegetriebene und nachhaltige Disruptionen sowie Produkt-, Preis- oder Prozess-Disruptionen ab. Die zehn Szenarien werden in der Studie detailliert beschrieben und anschließend von dem Expert*innenteam hinsichtlich der zu erwartenden und der erwünschten Entwicklungen bewertet.
Die Literaturstudie „Zukunft Ernährung – Alternative Proteinquellen“ beschäftigte sich mit spezifischen alternativen Proteinen, den damit einhergehenden Vor- und Nachteilen sowie Chancen und Herausforderungen.
- Auch das Cross-Cluster-Projekt WECLA untersuchte „Alternative technologische Ansätze für Werkstoffe, Ernährung, Chemie, Landwirtschaft und Additive Fertigung“. Dazu hat der Cluster Ernährung am KErn Fakten zu Cultured Meat sowie zur (Präzisions-)Fermentation in einer Infografik zusammengefasst.
(vgl. Maßnahme 33) - „Produktqualität und Ressourceneffizienz bei der Pflanzenproduktion in Indoor-Farming-Systemen“ (Laufzeit: 01.04.2018 bis 31.03.2021):
Übergeordnete Ziele im Projekt waren die Bewertung der Einsatzmöglichkeiten und -grenzen sowie die Optimierung von Indoor-Farming-Konzepten. Wichtige Aspekte hierbei sind die Pflanzenauswahl, detaillierte Ermittlung von Stoff- und Energiestrombilanzen sowie der Vergleich der Bilanzen mit Anbauverfahren im Gewächshaus.
- „Nachhaltige Insektenproduktion“ (Laufzeit: 25.03.2020 – 31.03.2023):
Das bayerische Start-up „FarmInsect“ hat sich auf die Produktion von Larven der Schwarzen Soldatenfliege spezialisiert. Sie dienen als nachhaltiges Tierfutter und könnten in Zukunft Fischmehl und Soja ersetzen. Bisher gibt es nur wenige Hersteller von Larven der Schwarzen Soldatenfliege (engl. Black Soldier FlyBSF) als Futtermittel. Entsprechend wenig Erfahrungen liegen vor, die Mast dezentral direkt beim landwirtschaftlichen Betrieb zu betreiben und regionale Reststoffe als Futtermittel für die Larven einzusetzen. Im Projekt wurde die regionale Insektenproduktion auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erprobt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die BSF z.B. besonders als Futtermittel für Welse und Forellen eignet. Zusätzlich wurde im Projekt an der Herstellung von Mischfutter aus Larvenprotein gearbeitet. In Interviews mit Landwirt*innen spiegelten diese ihr Interesse, die Insekten als Mischfutterpellets verarbeiten zu wollen.
Die beiden FarmInsect-Gründer Thomas Kuehn (l.) und Wolfgang Westermeier Quelle: FarmInsect GmbH
Bewertung des SVB
Dass die Ernährungsweisen der Zukunft gesünder, nachhaltiger und regionaler gestaltet werden müssen, steht außer Frage. Der technische Fortschritt zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, die globalen Herausforderungen hinsichtlich der Ernährung der Weltbevölkerung zu bestreiten – für eine nachhaltige Transformation müssen jedoch auch politische Rahmenbedingungen verändert und das Bewusstsein in der Bevölkerung zur Herkunft und dem Konsum von Lebensmitteln gesteigert werden.
Die Bereitstellung nachhaltiger, regionaler Lebensmittel ist ein wesentlicher Pfeiler der zukünftigen Proteinversorgung. Die Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger entsprechend grundlegend.
Die oft höheren Produktionskosten sowie die überdurchschnittliche Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien bei nachhaltigen Lebensmitteln führen meist zu höheren Kosten der Produkte. Der SVB empfiehlt der Bayerischen Staatsregierung, die Anstrengungen der Produzenten zukünftig besser zu honorieren – gerade Fleischersatzprodukte sollten nicht teurer als tierische Proteinquellen sein.
Außerdem spricht sich der SVB für mehr Aufklärung und Unterstützung von Landwirt*innen im Bereich alternativer Betriebsformen und Einkommensquellen durch den Anbau proteinreicher Pflanzen für den Lebensmittelbereich aus. Damit kann eine langfristige Versorgung mit heimischen Lebensmitteln gewährleistet und zur Bewältigung der Herausforderungen in der Landwirtschaft beigetragen werden.
Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) bündelt das Wissen rund um Ernährung in Bayern. Das KErn konzipiert Fachveranstaltungen und unterstützt die bayerische Ernährungswirtschaft. Für verschiedene Zielgruppen werden Informationsmaterialien und Modellprojekte entwickelt. Das KErn gehört zum Ressort des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF). Seit 2011 sitzt der Cluster Ernährung am KErn Bereich Ernährungswirtschaft und Produktion. Als Netzwerk- und Bündelungsplattform bringt der Cluster wichtige Akteure aus Landwirtschaft, Ernährungshandwerk, Ernährungswirtschaft, Wissenschaft und Lebensmittelhandel zusammen.