In dem Grundsatzpapier des SVB werden die fünf Fokusbereiche wie folgt ausgeführt:
1. Wissen
(Bio)technologisches, ökologisches Wissen in Verbindung mit ökonomischer und sozialwissenschaftlicher Kompetenz sowie der interdisziplinäre Austausch in Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft bilden die Grundlage für die angestrebte Transformation. Die Bioökonomie setzt auf systemisch vernetztes Denken und betrachtet Kreativität, Bildung und Innovation als zentrale Ressourcen der Zukunftsfähigkeit. Die stärkere Kooperation entlang der Wertschöpfungsketten und in Wertschöpfungsnetzen sowie die ressortübergreifende Nutzung technischer, ökologischer und soziokultureller Kompetenz sind die Grundlagen für die erfolgreiche Umsetzung der wissensbasierten Bioökonomie. Dies dient dem Ausbau der Bioökonomie in Bayern, eröffnet neue Exportpotenziale und ermöglicht einen Wissens- und Technologietransfer auch zum Wohle von Entwicklungs- und Schwellenländern. Die Förderung von Wissenschaft und Forschung für eine nachhaltige Bioökonomie beinhaltet die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Lehrpläne und Forschungsprogramme.
2. Bereitstellung biogener Rohstoffe
Die Bereitstellung biogener Rohstoffe erfolgt durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen Bayerns, insbesondere des Bodens, sowie durch den Import auf nachhaltige Weise produzierter Rohstoffe. Sie erfolgt unter Einhaltung sozialer und ökologischer Standards bei Produktion und Transport. Die notwendige Steigerung der Produktion und der Verfügbarmachung biogener Rohstoffe ist strikt an die Bedingungen gebunden, dabei die langfristige Stabilität der zu Grunde liegenden Ökosysteme nicht zu beeinträchtigen und ihre Eigenschaften und Funktionen nach Möglichkeit zu erhalten. Sie ermöglicht nachhaltige Intensivierung durch Methoden der Präzisionslandwirtschaft und der biologischen Stickstofffixierung. Sie setzt auch auf die Synergien einer multifunktionalen Forst- und Landwirtschaft. Durch die verstärkte Verwertung von Nebenprodukten und Reststoffen trägt die Bioökonomie in Bayern zur Schonung der natürlichen Ressourcen bei. Die Regionalität und der Schutz der Kulturlandschaft Bayerns sind bei der Bereitstellung biogener Rohstoffe sowie den darauffolgenden Wertschöpfungsschritten von großer Bedeutung.
3. Nutzung biogener Rohstoffe
Bei der Nutzung biogener Rohstoffe hat die Sicherung der Ernährung Vorrang. Die nicht für Ernährungszwecke genutzten Rohstoffe werden stofflich und energetisch verwertet. Es ist zu beachten, dass sich die Nutzung der Rohstoffe für unterschiedliche Zwecke ergänzen kann. Dabei ist die stoffliche Verwertung gleichrangig zu der energetischen Nutzung zu behandeln. Der Ausbau der Bioökonomie folgt einem systemischen Ansatz, bei dem die Ressourceneffizienz der gesamten Wertschöpfungsketten beachtet wird. Entscheidend dafür ist die Kooperation aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure, sowohl regional als auch überregional, mit dem Ziel, Prozesse zu optimieren, Materialkreisläufe zu schließen sowie den Verbrauch fossiler Rohstoffe zu vermeiden. Durch die Förderung dezentraler Wertschöpfungsstrukturen in unmittelbarer Nähe der Rohstoffquelle werden neue Einkommensquellen in ländlichen Regionen geschaffen und die Attraktivität dieser Gebiete gesteigert.
4. Ökosysteme und Klimaschutz
Die Bioökonomie in Bayern trägt zur Bewältigung globaler ökosozialer Herausforderungen, insbesondere zum Schutz des Klimas, des Ökosystems und der Ernährungssouveränität bei. Der Erhalt der Ressourcen Boden, Wasser und Luft sowie der globalen Biodiversität hat höchste Priorität. Dies setzt die Reduktion des fortschreitenden Flächenverbrauchs in Bayern voraus. Der Anspruch der Bioökonomie ist es, Produkte, Prozesse und Dienstleistungen bereitzustellen, die den fossil basierten in ihren funktionalen Eigenschaften mindestens gleichwertig und in Bezug auf den Schutz von Ressourcen und Ökosystemen überlegen sind. Die Bioökonomie in Bayern leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Biodiversität beispielsweise durch die Optimierung der CO2-Bindung in Forst- und Landwirtschaft sowie durch die stoffliche Nutzung in Holz- und anderen biogenen Produkten und durch industrielle Prozesse. Sie fördert die ökologischen Leistungen der Landwirtschaft, beispielsweise zugunsten der Boden- und Wasserqualität sowie einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion.
5. Gesellschaft
Die Entwicklung der Bioökonomie erfolgt im Rahmen eines transparenten und partizipativen Prozesses zwischen Rohstofflieferanten, Industrie, Handel und Verbrauchern. Dies erfordert ein breites Wissens- und Informationsangebot und einen kontinuierlichen Interessensaustausch aller Anspruchsgruppen. Gleichzeitig fördert die Bioökonomie nachhaltige Wertvorstellungen in der Gesellschaft zugunsten biobasierter Konsum- und Verhaltensmuster sowie einer verantwortlichen Gestaltung der ländlichen und urbanen Räume. Die Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen als souveräne Akteure der Wertschöpfungskette an der Entwicklung der Bioökonomie teil und werden dabei durch politische Rahmenbedingungen unterstützt. Ein umfassend verstandenes Nachhaltigkeitskonzept ist die ethische Basis der Bioökonomie in Bayern.