Bioökonomie in Europa

Übersicht zur Bioökonomie in Europa

Bioökonomie in Europa

Die Bioökonomie ist ein zentrales Element der europäischen Nachhaltigkeits- und Klimapolitik. Sie beschreibt die nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen zur Herstellung von Produkten, Energie und Dienstleistungen mit dem Ziel, den Übergang von einer fossilen zu einer biobasierten Wirtschaft voranzutreiben. Die Europäische Union sieht in der Bioökonomie eine wichtige Säule zur Erreichung der Klimaziele des Green Deal, zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. Diese Seite bietet einen Überblick über die politischen Strategien, Initiativen und Akteure, die die Bioökonomie auf europäischer Ebene gestalten.

Europäische Bioökonomiestrategie

Die Europäische Bioökonomiestrategie wurde erstmals im Jahr 2012 von der Europäischen Kommission verabschiedet und bildet die Grundlage für eine nachhaltige, biobasierte Wirtschaft in Europa. Nach einer umfangreichen Konsultationsphase wurde die Strategie 2018 aktualisiert, um Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und den Schutz der Ökosysteme stärker zu betonen.

Ziele der Strategie

  • Ausbau und Stärkung der biobasierten Sektoren und Regionen
  • Schnelle Einführung der Bioökonomie in ganz Europa
  • Schutz der Ökosysteme und Erforschung der ökologischen Grenzen der Bioökonomie

14 Politische Maßnahmen

  • Förderung von Forschung, Innovation und Entwicklung neuer biobasierter Technologien.
  • Schaffung günstiger rechtlicher und finanzieller Rahmenbedingungen für biobasierte Unternehmen.
  • Unterstützung der Entwicklung regionaler Bioökonomiestrategien und -netzwerke.
  • Förderung der nachhaltigen Nutzung biologischer Ressourcen einschließlich Wälder, Landwirtschaft und Meere.
  • Verbesserung der Marktzugänge für biobasierte Produkte.
  • Förderung von Bildung, Ausbildung und Wissenstransfer im Bioökonomiesektor.
  • Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
  • Integration von Kreislaufwirtschaftsprinzipien in die Bioökonomie.
  • Entwicklung von Monitoring- und Bewertungssystemen zur ökologischen Verträglichkeit.
  • Unterstützung der nachhaltigen Bioenergieproduktion.
  • Förderung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich Bioökonomie.
  • Sicherstellung der sozialen Akzeptanz und der Einbindung der Zivilgesellschaft.
  • Entwicklung nachhaltiger Lieferketten für biobasierte Rohstoffe.
  • Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Bioökonomie.

Der Europäische Green Deal und seine Relevanz für die Bioökonomie

Der Europäische Green Deal ist die Wachstumsstrategie der Europäischen Union für eine klimaneutrale Zukunft. Er wurde 2019 vorgestellt und verfolgt das Ziel, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Wesentliche Elemente sind die Senkung der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 % bis 2030, der Schutz natürlicher Ressourcen sowie der Aufbau einer nachhaltigen, resilienten Wirtschaft. Die Bioökonomie spielt hierbei eine Schlüsselrolle – durch die Nutzung erneuerbarer Ressourcen, die Förderung regionaler Wertschöpfung und die Substitution fossiler Rohstoffe.

Wie die Bioökonomie zur Umsetzung des Green Deal beiträgt

  1. Klimaschutz: Kohlenstoffbindung in Böden, Wäldern und Biomasse sowie die Substitution fossiler Rohstoffe durch biobasierte Produkte tragen maßgeblich zur Emissionsminderung bei.
  2. Grüne Industrie: Die zirkuläre Nutzung von Biomasse erhöht die Ressourceneffizienz und ermöglicht die Produktion von Materialien und Chemikalien aus Neben- und Reststoffen.
  3. Nachhaltiger Verkehr: Biokraftstoffe wie Bioethanol aus Stroh oder Algen können im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen bis zu 95 % CO₂ einsparen – insbesondere in Luft- und Schifffahrt.
  4. Mehr Informationen
  5. Abfallvermeidung & Umweltschutz: Die Nutzung organischer Abfälle reduziert das Abfallaufkommen, während biobasierte Düngemittel und Pestizide die Umweltbelastung verringern.
  6. Förderung grüner Innovation: Der Circular Bioeconomy Fund unterstützt innovative Projekte in Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Aquakultur und industrieller Bioverarbeitung.
  7. Saubere Energie: Biogene Reststoffe können in Form von Biogas oder Biokraftstoffen zur Energieversorgung in schwer elektrifizierbaren Sektoren beitragen.
  8. „Vom Hof auf den Tisch“: Algen- und Insektenproduktion ermöglicht ressourcenschonende Lebensmittelherstellung bei gleichzeitig hoher Flächeneffizienz und Biodiversitätsförderung.
  9. Naturschutz: Nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen trägt zum Erhalt von Ökosystemleistungen und Artenvielfalt bei.
  10. Energieeffizientes Bauen: Biobasierte Dämmstoffe wie Hanf oder Schafwolle ersetzen fossile Materialien und senken den CO₂-Ausstoß im Gebäudesektor.
  11. Sozialverträgliche Transformation: Die Bioökonomie kann laut SIRA 2030 bis zu 400 000 neue Arbeitsplätze schaffen – vor allem in ländlichen Regionen.

Förderprogramme im Rahmen des Green Deal

  • Horizon Europe: Das größte EU-Forschungsprogramm (2021–2027) mit rund 95,5 Mrd. € Budget fördert unter anderem Projekte zu Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft und nachhaltiger Landnutzung.
    → Zu Horizon Europe
  • Circular Bio-based Europe Joint Undertaking (CBE JU): Eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen EU-Kommission und Industrie zur Förderung nachhaltiger biobasierter Innovationen in Europa.
    → Zur CBE JU

Wichtige EU-Institutionen und NGO-Akteure im Bereich Bioökonomie

Die Bioökonomie in Europa wird durch ein komplexes Zusammenspiel von EU-Institutionen, öffentlichen Forschungsstellen und zivilgesellschaftlichen Organisationen geprägt. Diese Akteure gestalten die politische Agenda, fördern Innovationen und setzen nachhaltige Projekte um.

Europäische Kommission

Als Exekutivorgan der EU verantwortet die Kommission die Entwicklung und Umsetzung der Bioökonomiestrategie. Wichtige Generaldirektionen sind:
  • DG Forschung und Innovation (DG RTD): Verantwortlich für die Förderung von Forschung und technologischer Entwicklung im Bereich Bioökonomie.
  • DG Umwelt (DG ENV): Zuständig für Umweltpolitik und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen.
  • DG Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (DG AGRI): Fördert nachhaltige Landwirtschaftsmodelle als Basis der Bioökonomie.

Joint Research Centre (JRC)

Das JRC liefert wissenschaftliche Expertise und Datenanalysen zur Unterstützung der Bioökonomie-Politik. Beispiele:
  • Monitoring der Bioökonomie mit dem EU Bioeconomy Monitoring System.
  • Ökologische Bewertungen und Risikobewertungen biobasierter Technologien.
  • Erstellung von Politikempfehlungen auf Basis wissenschaftlicher Evidenz.

Europäisches Parlament (EP)

Das EP ist die demokratisch legitimierte Vertretung der EU-Bürger:innen und hat eine zentrale Rolle bei der Gesetzgebung. Es wirkt aktiv bei der Ausgestaltung der Bioökonomie-Politik mit, indem es:
  • Gesetzesinitiativen vorschlägt und verabschiedet.
  • Interessen der Bürger:innen und Stakeholder im Bereich Nachhaltigkeit vertritt.
  • Haushaltsmittel für Bioökonomie-relevante Programme mitentscheidet.

Europäische Agentur für kleine und mittlere Unternehmen (EASME)

Die EASME verwaltet zahlreiche EU-Förderprogramme, darunter Horizon Europe, LIFE und den Green Deal Fonds. Sie unterstützt KMUs und Forschungseinrichtungen bei der Umsetzung nachhaltiger Bioökonomie-Projekte durch:
  • Finanzierung innovativer Ideen und Technologien.
  • Beratung und Vernetzung von Projektpartnern.
  • Förderung der Markteinführung biobasierter Produkte.

Bio-based Industries Consortium (BIC)

Das BIC ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die Industrieunternehmen mit Forschungszentren verbindet, um biobasierte Innovationen voranzutreiben. Schwerpunkte:
  • Förderung nachhaltiger Produktionsprozesse.
  • Entwicklung neuer Bioprodukte und Materialien.
  • Lobbyarbeit für günstige politische Rahmenbedingungen.

European Circular Economy Stakeholder Platform

Die Plattform vereint Interessenvertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft, um die Kreislaufwirtschaft in Europa zu fördern, einschließlich bioökonomischer Ansätze:
  • Bereitstellung von Best Practices und Fallstudien.
  • Organisation von Veranstaltungen und Workshops.
  • Förderung des Austauschs und der Kooperation über Ländergrenzen hinweg.

Regionale NGO-Netzwerke und Fachorganisationen

Auf nationaler und regionaler Ebene existieren zahlreiche NGOs, die sich für eine nachhaltige Bioökonomie engagieren, etwa:
  • Europäische Umweltagentur (EEA) – wissenschaftliche Beratung und Umweltbeobachtung.
  • Friends of the Earth Europe – Umweltaktivismus und politische Kampagnen.
  • European Environmental Bureau (EEB) – Dachverband für Umweltorganisationen mit Fokus auf nachhaltige Ressourcenpolitik.
  • Regionale Agrar- und Forstnetzwerke, die lokale Initiativen und nachhaltige Landnutzung fördern.

Zusammenarbeit und Einfluss auf die Politikgestaltung

Die enge Zusammenarbeit zwischen EU-Institutionen, NGOs und privaten Akteuren erfolgt auf verschiedenen Ebenen und über diverse Formate:
  • Politische Konsultationen: Regelmäßige Dialoge und Anhörungen mit Stakeholdern zur Ausgestaltung von Strategien und Programmen.
  • Gemeinsame Arbeitsgruppen: Entwicklung gemeinsamer Initiativen und Richtlinien, z.B. im Rahmen der Bioökonomiestrategie.
  • Öffentliche Konsultationen: Beteiligung der Zivilgesellschaft und Expert:innen zur Verbesserung der politischen Maßnahmen.
  • Forschungsprojekte und Pilotprogramme: Kooperationen zur Erprobung innovativer Technologien und Modelle.
  • Lobbyarbeit und Advocacy: Einflussnahme auf Gesetzgebungsverfahren durch NGO-Kampagnen und Industrieverbände.
Diese Vernetzung gewährleistet eine ganzheitliche und partizipative Gestaltung der Bioökonomie-Politik in Europa.

Nationale Bioökonomie-Strategien und Kooperationen

Die Bioökonomie wird auf nationaler Ebene durch spezifische Strategien und Initiativen vorangetrieben. Viele EU-Mitgliedsstaaten haben eigene nationale Bioökonomie-Strategien entwickelt, die lokale Stärken und Prioritäten widerspiegeln. Gleichzeitig fördern grenzüberschreitende Kooperationen die Entwicklung gemeinsamer Lösungen für eine nachhaltige und biobasierte Wirtschaft.

Länderübergreifende Kooperationen und Projekte

Um Synergien zu nutzen und Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, fördern EU-Mitgliedsstaaten vielfältige Kooperationen im Bereich Bioökonomie:
  • Power4Bio: Ein EU-finanziertes Projekt, das nationale Bioökonomie-Strategien in ganz Europa vernetzt und Best Practices sowie Innovationsförderung unterstützt. Mehr erfahren
  • Bioeconomy Regions Network: Ein Netzwerk regionaler Bioökonomie-Initiativen, das länderübergreifende Zusammenarbeit, Wissensaustausch und gemeinsame Projekte fördert. Website besuchen
  • Horizon Europe Kooperationsprojekte: Zahlreiche Forschungs- und Innovationsprojekte mit grenzüberschreitender Beteiligung werden über das Horizon Europe Programm finanziert, z.B. zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse und Entwicklung biobasierter Materialien.
  • CBE JU (Bio-Based Industries Joint Undertaking): Eine öffentlich-private Partnerschaft zur Förderung der Bioökonomie, die Projekte in mehreren EU-Ländern koordiniert und den Aufbau nachhaltiger Wertschöpfungsketten unterstützt. Mehr Informationen

Weiterführende Ressourcen und Monitoring

Für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Bioökonomie in Europa stehen zahlreiche offizielle Dokumente, wissenschaftliche Publikationen und Monitoring-Instrumente zur Verfügung. Zudem bieten relevante Netzwerke und Ansprechpartner wertvolle Informationen und Austauschmöglichkeiten.

Wissenschaftliche Publikationen und Datenquellen

Hinweis: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen wurden mit größtmöglicher Sorgfalt zusammengestellt. Dennoch können wir keine Gewähr für die Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der Inhalte übernehmen. Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine rechtlich verbindliche Auskunft dar. Änderungen politischer Strategien, neuer Veröffentlichungen oder abweichende Interpretationen können jederzeit auftreten. Für verbindliche Informationen verweisen wir auf die offiziellen Publikationen und Websites der jeweiligen Institutionen.

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