Stärkung von Wissenschaft und Forschung zur Unterstützung der Transformation

Wertschöpfungskreisläufe und Wertschöpfungsketten Lesen
Logistik biogener Rohstoffe Lesen
Ausbau der Lehre in der Bioökonomie Lesen
Nutzung bestehender Förderinstrumente Lesen
Hightech-Professuren für die Bioökonomie Lesen
Forschungszentrum "Synthetische Kraftstoffe" Lesen
Transfer aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen Lesen
Aufbau eines Zentrums für biobasierte Materialien (ZBM) Lesen
Forschungsverbünde Lesen
Unterstützung (Über)Regionaler Netzwerke Lesen
Maßnahme 2

Bisherige Ergebnisse

Im Rahmen des Interreg Alpine Space Projekts AlpLinkBioEco wurde der ­Value Chain Generator (VCG) als innovatives Software-Tool entwickelt. Dieses Projekt verfolgte das Ziel, die Bioökonomie in der Alpenregion zu stärken und nachhaltige Wertschöpfungsketten zu fördern. Im Rahmen der Förderinitiative „Cross-Cluster-Bayern Bioökonomie“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, haben sich der Chemie-Cluster Bayern und der Cluster Neue Werkstoffe in einem Projekt zusammengeschlossen, um diese Transformation voranzutreiben und das Projekt bei der Umsetzung begleitet.

Die beiden Cross-Cluster-Projekte „WeReLaNa“ (Wertschöpfungsnetzwerke für die Nutzung von Reststoffen in und aus der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie als Innovationsmotor für die Bioökonomie) und „rebana“ (Transferpotenziale von regionalen Ansätzen der Bayerischen Bioökonomiestrategie) konzentrierten sich auf die Entwicklung eines regionalen Ansatzes zur Schaffung neuer Wertstoffkreisläufe. Des Weiteren wurden die Potenziale zum Auf- und Ausbau bioökonomischer Wertschöpfungsketten in Fachforen und Veranstaltungen präsentiert.

Bewertung des SVB

Die Ergebnisse der genannten Projekte zeigen vor allem den Bedarf an Netzwerk-Infrastruktur, der zur Etablierung neuer Wertschöpfungsketten notwendig ist. Tatsächliche Wertschöpfungskreisläufe müssen aber durch die Etablierung und Skalierung bioökonomischer Produkte gefördert werden. Dies lenkt die Empfehlung des Sachverständigenrats Bioökonomie Bayern nachdrücklich auf die Schaffung eines angepassten Umfelds zur Weiterentwicklung der Bioökonomie – durch Investitionsanreize, Förderinstrumente und eine Umgestaltung des rechtlichen Rahmens, um Hemmnissen beim Einsatz und bei der Kreislaufführung biobasierter Produkte entgegenzuwirken.

Maßnahme 2

Bisherige Ergebnisse

Das einjährige Projekt „Logistikkonzepte zur Förderung regionaler Produkte in der bayerischen Gastronomie“ führt einen wissenschaftlich begleiteten Pilotversuch durch, um Lebensmittel direkt von regionalen Betrieben an die bayerische Gastronomie und Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung zu liefern. Als Testregionen werden die Oberpfalz mit der Initiative Landgenuss Bayerwald sowie das Fichtelgebirge mit der Initiative Marktgold analysiert.

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) startet außerdem ab dem Jahr 2024 ein Forschungsvorhaben „Verwertungsalternativen für Mähgut aus Straßenbegleitgrün“. In diesem Projekt untersucht das Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau (ISL) auch logistische Fragestellungen. Diesem Vorhaben vorangegangen ist eine vom StMELF geförderte Machbarkeitsstudie „Verwertungsalternativen für Mähgut aus Straßenbegleitgrün“. Untersuchte Aspekte in der Studie waren unter anderem die vielfältigen Möglichkeiten zur Verwertung der Biomasse und die einflussnehmenden Faktoren auf die Wirtschaftlichkeit.

Bewertung des SVB

Die mit der Maßnahme angestrebte Verbesserung der Logistik biogener Rohstoffe in Bayern konnte bisher nicht signifikant umgesetzt werden. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen, insbesondere Biomasse, ist ein grundlegender Baustein der Bioökonomie. Ohne ausreichende Rohstoffversorgung wird die Entwicklung einer funktionierenden Bioökonomie in Bayern erschwert. Der SVB empfiehlt, die Bemühungen der Bayerischen Staatsregierung zur Etablierung neuer Logistikketten zu intensivieren, um eine werterhaltende Nutzung regional verfügbarer bisher ungenutzter Roh- und Reststoffe zu ermöglichen.

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Bisherige Ergebnisse

Der dedizierte Bioökonomiestandort TUM Campus Straubing wird kontinuierlich ausgebaut und verfügt derzeit (Stand Mai 2023) über 23 etablierte Professuren von insgesamt geplanten 30 Professuren. Das Angebot am Campus umfasst derzeit 18 Studienprogramme, darunter Bioökonomie, Technologie biogener Rohstoffe, Biogene Werkstoffe und Sustainable Management and Technology. Studierende haben die Möglichkeit, ihre Qualifikationen im Bereich Bioökonomie durch Spezialisierungsmöglichkeiten in verschiedenen Studiengängen zu erweitern.
Neben den Studienangeboten stehen auch Weiterbildungsangebote für Fachexpert*innen und Führungskräfte zur Verfügung. Die Qualifizierungsprogramme des TUM Institute for Life Long Learning vermitteln Wissen zu neuesten Erkenntnissen auf dem Gebiet Bioökonomie.

Neubau des TUM Campus Straubing | Quelle: TUM
Neubau des TUM Campus Straubing | Quelle: TUM

Bewertung des SVB

Die Aus- und Weiterbildung von (zukünftigen) Expert*innen, Umsetzer*innen und Führungskräften steigern das Bewusstsein für die Bioökonomie in der Arbeitswelt und das Wissen rund um die interdisziplinären Themen und Inhalte.
Der Ausbau des TUM Campus Straubing und die breite Verfügbarkeit von Bioökonomie-bezogenen Studienprogrammen und Weiterbildungsangeboten beschreiben Entwicklungen mit Vorbildcharakter. Auch andere Hochschulen und Universitäten Bayerns nehmen die Bioökonomie in ihren Studienangeboten mehr in den Fokus (vgl. Maßnahme 37). Der SVB rät, die Entwicklungen konkret zu erfassen, um die Ausbildungsmöglichkeiten Bayerns in der Bioökonomie dezidiert darstellen und bewerben zu können. Auch sozialwissenschaftliche Aspekte der Bioökonomie über die wirtschaftswissenschaftlichen hinaus sowie ethische Aspekte der Bioökonomie sollten in der Lehre noch stärker thematisiert werden.

Maßnahme 32

Bisherige Ergebnisse

Die bayerische Förderlandschaft umfasst verschiedenste Programme, die auch Ideen und Innovationen im Bereich der Bioökonomie unterstützen. Eine Auswahl an Programmen sowie einige erfolgreich umgesetzte Projekte können nachfolgender Übersicht entnommen werden:

Ausgründungsförderung/ Start-Ups

  • FLÜGGE: Das bayerische Förderprogramm FLÜGGE (Förderprogramm zur Unterstützung des leichteren Übergangs in eine Gründerexistenz) verfolgt das Ziel, Unternehmensgründungen aus Hochschulen in Bayern im Bereich Innovation, Forschung und Technologie zu unterstützen.

  • m4 Award: Der m4 Award richtet sich an akademische Forschungsprojekte mit Ausgründungspotenzial im Bereich der Biomedizin. Bis zu fünf Teams erhalten max. 500.000 Euro für bis zu 2 Jahre. So soll die Fähigkeit zu einer Anschlussfinanzierung erreicht werden. Alle ausgezeichneten Projekte erhalten außerdem eine intensive Projektbegleitung auf dem Weg zur Unternehmensgründung. Vergeben wird der Vorgründungswettbewerb m4 Award vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

  • Medical Valley Award: Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) beabsichtigt die Überführung exzellenter Forschungsergebnisse der Medizintechnik an bayerischen staatlichen Hochschulen und Universitätskliniken sowie an bayerischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu fördern. Damit soll ein Beitrag zur Verkürzung der Zeit zwischen einer guten Idee und ihrer wirtschaftlichen Verwertung geleistet werden. Ziel der Vorhaben ist eine anschließende Verwertung im Sinne einer Ausgründung der Forschungsgruppen in Unternehmen.

Erfolgsbeispiel FLÜGGE: mk2 Biotechnologies GmbH – nachhaltige Bioökonomie für den Massenmarkt

Die mk2 Biotechnologies GmbH, welche aus einer späteren EXIST-Förderung hervorgegangen ist, ermöglicht mit ihrer Plattform erstmalig die Synthese und Reinigung von langen bio-aktiven Peptiden für industrielle Anwendungen. Das Einmalige dabei: Das Team schafft das Ganze hochrein und zugleich kostengünstig.

Die drei Geschäftsführer vereinen wissenschaftliche sowie unternehmerische Kenntnisse und Skills, und nutzen diese zur Befähigung von Peptiden für völlig neue großskalige Einsatzgebiete. So wollen sie die weltweite Transformation zu nachhaltigen biobasierten Lösungen beschleunigen.

Mehr Infos unter https://www.mk2.bio/

Technologieoffene Einzelförderung F&E:
  • BayTOU: Das bayerische Programm zur Förderung technologieorientierter Unternehmensgründungen - BayTOU, unterstützt Unternehmensgründer und junge Unternehmen bei der Entwicklung neuer Produkte, Verfahren und technischer Dienstleistungen.

  • BayTP+: Der Freistaat Bayern unterstützt im Rahmen dieses Programms Forschung und Entwicklung sowie Innovation im Bereich der allgemeinen Technologien. Die Förderung soll Unternehmen die Entwicklung technologisch neuer Produkte und Verfahren ermöglichen sowie die Anwendung moderner Technologien in Produkten und in der Produktion erleichtern.

Verbundforschung F&E, themenbezogen:
  • Bayerisches Verbundforschungsprogramm (BayVFP) Neue Materialien und Werkstoffe: Mit dem Förderprogramm „Neue Werkstoffe in Bayern“, das der Projektträger Jülich im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie umsetzt, wird die Erforschung, Entwicklung und Erprobung von modernen Werkstoffen und neuen Verfahrenstechnologien unterstützt.

Verbundforschung, themenoffen:
  • Bayerische Forschungsstiftung: Mit der Bayerischen Forschungsstiftung steht in Bayern ein einmaliges Förderinstrument zur Verfügung, das Bayerns Position im weltweiten Forschungs- und Technologiewettbewerb fördert und stärkt. Die Förderschwerpunkte stehen für zukunftsträchtige Schlüsseltechnologien.

Externe Aufträge, themenoffen:
  • Innovationsgutschein Bayern: Das Bayerische Staatsministerium unterstützt die Zusammenarbeit von kleinen Unternehmen/Handwerksbetrieben mit Sitz in Bayern und externen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen durch die Vergabe von Innovationsgutscheinen.

Förderbeispiel der Bayerischen Forschungsstiftung: PANHOP-Projekt des Helmholtz-Zentrums München

Im Rahmen des neuen Forschungsprojekts PANHOP beim Helmholtz Munich werden durch genomunterstützte Züchtung und Entschlüsselung des komplexen Hopfen-Genoms die Grundlagen für resistente Sorten entwickelt, die den Auswirkungen des Klimawandels und Schädlingsbefalls entgegenwirken und die Aromaeigenschaften verbessern.

Mehr Infos unter https://www.presseportal.de/pm/77810/5567264

Bisherige Ergebnisse

Mit verschiedenen Programmen und Initiativen unterstützt der Freistaat Bayern die Umsetzung von Innovationen, Forschungsprojekten und Geschäftsideen. Diese Unterstützung sieht der SVB als wichtiges Instrument, um Bayern als Innovationsstandort zu stärken. Die Vielschichtigkeit der Programme zeigt zudem den weitläufigen Einsatzbereich der Bioökonomie – von landwirtschaftlicher Forschung, über Biotech-Startups zu Biomedizin.

Eine Ausweitung des Förderspektrums empfiehlt der SVB insbesondere für die industrielle Umsetzung, v.a. im sog. Valley of Death und in der Skalierung neuer Produkte und Prozesse.

Die Förderhöhen sind bei einzelnen Programmen hinsichtlich der individuellen Förderquote und der Verbundförderquote limitiert. Eine starre Verbundförderquote führt dazu, dass bei der Einbindung von Hochschulen, welche in der Regel eine 100 %-Förderung benötigen, die Unternehmen zu weniger als 50 % gefördert werden. So findet die Einbindung von Hochschulen zu Lasten der Unternehmen statt. Da die Bioökonomie wissensgetrieben ist und durch die Einbindung des an Hochschulen verfügbaren Knowhows der Transfer in die industrielle Umsetzung beschleunigt werden kann, empfiehlt sich eine transferstimulierende Förderunterstützung.

Interessierte Wissenschaftler*innen, Gründer*innen und Unternehmer*innen können sich jederzeit an die Bayerischen Förderlotsen wenden, um eine kostenfreie, individuelle Beratung zu erhalten. Dieses Unterstützungsangebot durch die Bayern Innovativ GmbH leistet einen essenziellen Beitrag für die gewinnbringende Inanspruchnahme der Fördermittel.

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Bisherige Ergebnisse

Mit der Hightech Agenda Bayern (HTA) und der Hightech Agenda Plus investiert der Freistaat bis 2027 insgesamt rund 5,5 Milliarden Euro für eine bundesweit einzigartige Technologieoffensive. In den letzten Jahren wurden auch neue Professuren mit Bezug zur Bioökonomie an den Bayerischen Universitäten und Hochschulen geschaffen, um den Forschungsstandort und das Angebot für Studierende weiter auszubauen.
Einige aktuelle Professuren im Rahmen der HTA mit Berührungspunkten zu
Themen der Bioökonomie (Stand: 13.06.2023) sind:

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Bewertung des SVB

Die Investitionen des Freistaats Bayern in die Hightech Agenda leisten einen wichtigen Beitrag, um in zahlreichen Zukunftsdisziplinen neue Erkenntnisse zu generieren.
Mit der Hightech Agenda wurden bisher etwa drei Viertel von insgesamt 1000 neuen Professuren mit Forschungsauftrag geschaffen. Allerdings gibt es bei den Hochschulen für angewandte Wissenschaften zu den Professorenstellen häufig eine zu geringe Ausstattung und Unterstützung mit wissenschaftlichem und technischem Personal.
Der SVB sieht daher einen Bedarf, die Mittel für die personelle Aufstockung der Fachbereiche auszuweiten sowie die Forschungsmittel für Forschende in Bayern zu erhöhen, um die notwendige Ausstattung von Laboren und Forschungsanlagen sicherzustellen. Durch explizite Förderprogramme für die Forschung in den Bereichen der Bioökonomie könnten für einzelne Projektvorhaben zusätzliche Mittel generiert werden.
Besonderer Forschungsbedarf besteht zudem hinsichtlich sozialer, kultureller und ethischer Wirkungszusammenhänge der Bioökonomie. Es reicht demnach nicht aus, sich bei der Ausweitung der Forschung zur Bioökonomie auf technologische und naturwissenschaftliche Fachbereiche zu begrenzen. Auch Metathemen, die im Gesamtkontext einer ökologischen, sozialen Transformation von Bedeutung sind, müssen verstärkt untersucht werden. Die ganzheitliche, systemische Betrachtung komplexer Wechselwirkungen wird derzeit in der bayerischen Forschung zu wenig berücksichtigt.

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Bisherige Ergebnisse

Das „Green Fuel Center“ (Forschungszentrum Synthetische Kraftstoffe) der Technischen Universität München (TUM) ist in Straubing etabliert und soll weiter zu einem Nationalen Forschungszentrum für Erneuerbare Kraftstoffe (NFZEK) ausgebaut werden.
Das Leuchtturm-Projekt „Synergy Fuels“ startete im Januar 2023 mit einer Laufzeit von vier Jahren und wird über die Bundes-Förderrichtlinie „Maßnahmen zur Entwicklung regenerativer Kraftstoffe“ mit 13,6 Millionen Euro gefördert.
Seit 2021 erfolgt der Aufbau eines Fraunhofer-Zentrums für nachhaltige Kraftstoffe (ZENK). Dabei werden Verfahren in Straubing in Zusammenarbeit mit dem Institutsteil Sulzbach-Rosenberg des Fraunhofer-Instituts für Umwelt,- Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT die für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen geeignet sind, entwickelt, erforscht und für den Einsatz in ersten Test-Mengen vorbereitet. Für den Aufbau des Zentrums stehen 20 Mio. € zur Verfügung.

Bewertung des SVB

Neben Kraftstoffen aus Wasserstoff können auch Treibstoffe aus CO2, Biomasse oder organischen Abfällen zum Einsatz kommen, die nachhaltige Mobilität ermöglichen, insbesondere dort, wo auch in Zukunft Kraftstoffe mit hohen Energiedichten notwendig sind. Vor allem in den Bereichen Schifffahrt und Aviation lassen sich derzeit batterieelektrische Antriebe kaum umsetzen. Ebenso muss der hohe Altbestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor berücksichtigt werden. So sind erneuerbare Kraftstoffe ein wesentlicher Pfeiler der Defossilisierung im Mobilitätssektor. Der SVB plädiert daher für eine übergreifende Transformation des Mobilitätssektors, die eine Technologieoffenheit hinsichtlich zukünftiger Mobilität erfordert. Entscheidend ist eine sinnhafte und nachhaltige Verknüpfung von Strom, Wasserstoff, CO2 und biomassebasierten Kraftstoffen, die für die jeweilige Anwendung optimal konzipiert werden. Dies stellt Wissenschaft, Wirtschaft und insbesondere Politik vor eine Herausforderung, die eine systematische Überarbeitung der Mobilitätskonzepte erfordert.
Die Diskussion über die Nutzung von Biomasse für regenerative Kraftstoffe wird häufig ideologisch geführt, ohne eine Gesamtbetrachtung der Fragestellungen rund um die Rohstoff- und Energiewende einzubeziehen. Konkurrenzen mit dem Lebensmittelsektor und die Verfügbarkeit von Rohstoffquellen sind nach wie vor Kernpunkte des Streits ob nur Kraftstoffe der 2. Generation, d.h. aus Reststoffen gewonnene Kraftstoffe, gefördert bzw. zugelassen werden dürfen.
Dabei baut ein nachhaltiges Energiesystem sowohl auf die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen, wie Kohlenhydrate und Fette, als auch auf die Verwendung von organischen Reststoffen und den Einsatz von Rohstoffen aus dem non-food-Bereich und gibt der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung Priorität. Biogene Kraftstoffe der 2. Generation, wie z.B. Hydrogenated Vegetable Oils aus Reststoffen könnten den für die Sicherheit und Versorgung der Menschen eingesetzten Fahrzeugen und Maschinen vorbehalten werden, z.B. in der land- und forstwirtschaftlichen Produktion oder bei Feuerwehr und Militär. Wahrscheinlich werden Sie auch im Flugverkehr bevorzugt eingesetzt. Bei der Herstellung von 1G-Kraftstoffen fallen bei den sogenannten 1G-Prozessen Proteine für Food- und Feed-Anwendungen und zellulosehaltige Reststoffe als Nebenprodukte an und erhöhen somit den Ertrag aus der Nutzung von Pflanzen und reduzieren die äquivalenten Importmengen an Proteinen für Futtermittelzwecke z.B. aus Soja.
Die bestehenden Rohstoff- und Energiepotenziale gilt es zu priorisieren und insgesamt das Verkehrsaufkommen zu reduzieren sowie die Transformation zu einer sozial und ökologisch verträglichen Energieversorgung voranzutreiben.
Mit den bayerischen Forschungsstandorten wird die Weiterentwicklung der neuen Mobilitätskonzepte und Treibstoffe gesichert, der Transfer neuer Technologien in die Industrie und die wissensbasierte politische Gestaltung des Sektors gefördert. Der SVB empfiehlt sowohl die Förderung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten als auch die Anpassung der Rahmenbedingungen, um Unternehmen in diesem Bereich langfristige Planungs- und Investitionssicherheit zu bieten.

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Bisherige Ergebnisse

Im Juli 2022 wurde der Fraunhofer-Gesellschaft in Freising eine Förderung in Höhe von 20 Mio. Euro für das Zentrum für biogene Wertschöpfung und Smart Farming überreicht.

Mit den gebündelten Kompetenzen von fünf Fraunhofer-Instituten plant die Fraunhofer-Gesellschaft mit dem Zentrum für Biogene Wertschöpfung und Smart Farming die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Lebensmittel im Sinne der Nachhaltigkeit neu aufzustellen und Unternehmen der Ernährungswirtschaft in ihrem Transformationsprozess zu begleiten. Das Zentrum gliedert sich in zwei Teilinitiativen, die sich in mehreren Standorten in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern organisieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Erforschung und Entwicklung innovativer Technologien für eine nachhaltige Erzeugung und Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, also die Steigerung der biogenen Wertschöpfung.

Mit Förderung des StMWi haben der Chemie Cluster Bayern und der TUM Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit eine gemeinsame Stelle zur Vernetzung von Wissenschaft und Industrie eingerichtet.
Zudem gibt es an den bayerischen Universitäten und Hochschulen laufend Aktivitäten und Projekte zur Förderung der Wissenstransfers, die der ­­­Freistaat Bayern fördert, wie aktuelle Beispiele zeigen:

Technische Hochschule Rosenheim

Aufbau des ZBM (vgl. Maßnahme 40)

Projekt „Forschungsschwerpunkt Holzbasierte Bioökonomie“ (Programm zur Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften/Fachhochschulen; Programmsäule Forschungsschwerpunkte zum Ausbau von Forschungsstrukturen, StMWK)

Projekt „LabiHofa – Forschungsanlage zur Trocknung und Beleimung von Laubholzfasern für die Herstellung von biopolymergebundenen Holzfaserdämmstoffen“ (Ressortforschungsrahmen des StMELF)

Projekt „Polarex – Production of levulinic acid with reactive extrusion“
(Validierungsförderung des StMWi)

Technische Hochschule Nürnberg

 Projekt „ValPolyReStrö- Validierung eines kontinuierlichen Prozesses zur Herstellung des Biopolymers Polyhydroxybutyrat (PHB) aus industriellen Reststoffströmen“ (Validierungsförderung des StMWi)

Technische Universität München

Aufbau der TUM Venture Labs Initiative seit 2022 zur Etablierung von domänenspezifischen Inkubatoren für Deep-Tech-Innovationen in aktuellen und zukunftsträchtigen Technologiefeldern. Im Bereich Bioökonomie sind insbesondere das TUM Venture Lab Sustainability/Circular zur Förderung und Unterstützung von Ausgründungen in den Bereichen Climate Action, Resilience und Responsible Resource Management und das TUM Venture Lab Food/Agro/Biotech für Geschäftsideen und Neugründungen in den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmitteltechnologie und Biotechnologie relevant.

  • 34 individuelle Erfinderberatungen zu Projekten im Bereich Bioökonomie in den letzten 3 Jahren
Hochschule Weihenstephan Triesdorf

Projekt „Biobasierte Dämmstoffe für Wohngebäude in Bayern (BioDämm)“:
Ziel des Projekts ist es, den Status Quo der Verwendung von biobasierten Dämmstoffen in privaten Wohngebäuden in Bayern zu untersuchen. Das Projekt adressiert hierbei verschiedene wirtschaftliche und gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure, nämlich private Hauseigentümer*innen und Bauherr*innen, das Baugewerbe sowie die Rolle von Kommunen.

Projekt „Herstellung und Analyse schaumstoffartiger Dämmstoffe aus Laubholz und Siliziumchemikalien (BuSiGC)“: Das Projekt soll mit der Herstellung innovativer Dämmstoffe einen Beitrag der Materialforschung zur effizienten Energieverwendung leisten.

Projekt „Smart Indoor Farming S2“: Das übergeordnete Ziel dieses Forschungsbereichs ist eine effiziente, exakt kontrollierte und dadurch qualitativ hochwertige und sichere Produktion von wirtschaftlich relevanten pflanzlichen Rohstoffen.

Bewertung des SVB

Mit verschiedenen Projekten, Initiativen und Engagements zur Transformation der Wirtschaft können aus den bayerischen Hochschulen und Universitäten heraus neue Wertschöpfungskreisläufe, Prozesstechnologien und Produkte der Bioökonomie auf den Weg gebracht werden.
Die Zusammenarbeit der Institutionen und die interdisziplinäre Betrachtung der Forschungsfelder der Bioökonomie tragen dazu bei, Kooperations- und Synergiepotenziale zu identifizieren. Derzeit scheint die Forschung und der Transfer parallel (nebeneinander) an den bayerischen Hochschulen und Universitäten stattzufinden. Aus diesem Grund sollten Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Industrie in Zukunft enger zusammenarbeiten. Durch die gemeinsame Nutzung von Wissen und Infrastruktur kann ein schneller Technologietransfer und darauffolgend die Prozessskalierung gelingen. Es sind Förderinstrumente daraufhin anzupassen oder bei Bedarf neu aufzubauen. Der SVB empfiehlt dazu Formate zur Vernetzung von Arbeitsgruppen und zum einfachen Austausch von Wissen und Erkenntnissen.

Maßnahme 40

Bisherige Ergebnisse

Der inhaltliche Aufbau des Zentrums für Biobasierte Materialien schreitet voran. Die Berufungsverfahren der beiden (im Rahmen der Hightech Agenda Bayern) für das ZBM vorgesehenen Professuren konnten mittlerweile erfolgreich abgeschlossen werden.

Gegenwärtig werden die Forschungs-Aktivitäten an den bestehenden Standorten der Hochschule (Rosenheim, Burghausen) entwickelt und vorangetrieben.

ZBM - Zentrum für biobasierte Materialien

Die wissenschaftliche Einrichtung der TH Rosenheim vermittelt zwischen Forschung, Industrie und Gesellschaft. „Unser Ziel ist es, einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und damit das Leben und Wirken aller Menschen zukunftsfähig zu gestalten“. Das engagierte Team aus Professor*innen, Wissenschaftler*innen, Ingenieur*innen und Student*innen wird vom Freistaat Bayern gefördert und unterstützt Partner aus der Wirtschaft in den Bereichen Forschung und Entwicklung.

Bewertung des SVB

Die Holzbasierte Bioökonomie hat gerade im „Waldland“ Bayern eine hohe Bedeutung. Die Nachfrage nach Holz und Holzprodukten nimmt stetig zu. Neben traditionellen Holzprodukten (z.B. Schnittholz, Holzwerkstoffe, Papier) werden neue holzbasierte Produkte entwickelt (z.B. Plattformchemikalien, Textilien, Energiespeicher). Wie begehrt Holzprodukte sind, zeigt beispielsweise die seit Jahren steigende Holzbauquote in Bayern. Um der wachsenden Nachfrage nach Holz zu begegnen, neue Wertschöpfungskreisläufe zu erschließen und das vielseitige Potenzial des Rohstoffs nachhaltig zu heben, bedarf es einer ausgewogenen Forschung, Entwicklung und Innovation aus waldbaulicher/forstlicher, aus verarbeitender/produktspezifischer und aus systemischer Sicht. Forschung, Entwicklung und Transfer an Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen nehmen dabei eine zentrale Stellung ein. Der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern sieht die Umsetzung des ZBM als wichtige Anlauf- und Transferstelle der holzbasierten Bioökonomie.

Die Stärkung des Forschungsfelds durch (Forschungs-)Professuren, wissenschaftliche Dauerstellen, strategische Forschungsförderung, Nachwuchswissenschaftler und vertiefte interdisziplinäre Vernetzung muss bei der weiteren Ausgestaltung des ZBM berücksichtigt werden.

Maßnahme 42

Bisherige Ergebnisse

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) fördert derzeit z.B. folgende Forschungsvorhaben zur Thematik:

  • „Effiziente Abfallnutzung – Zellfreie Vergärung von Lactose und Gewinnung von Restproteinen aus landwirtschaftlichen Abwasserströmen (ProLac)“ (Laufzeit: 01.01.2021 – 31.12.2023): Das Ziel des Gesamtprojektes ist es, neue Verfahren der Nutzung proteinhaltiger Prozesswasserströme aus der Kartoffelstärkeproduktion zu erarbeiten und zu etablieren.

  • „Regional erzeugtes Lupinenprotein als Basis für Biokunststoffe“ (Laufzeit: 01.01.2022 – 31.12.2024): Ziel dieses Forschungsvorhabens ist daher die technische Erschließung von Protein der Schmalblättrigen Lupine (Lupinus angustifolius) zur Herstellung biologisch abbaubarer Fasern und Kunststoffe, die Anwendungen in Technik, Konsumgütern und insbesondere in der Landwirtschaft finden.

Bereits von 2016 bis 2019 wurde intensiv an den Fragestellungen zur Anpassung von bayerischen Kulturpflanzen an den Klimawandel im Rahmen des Projektverbunds BayKlimaFit 1 gearbeitet. Die Pflanzenzüchtung mit einer verbesserten Toleranz gegen wechselnde Umweltbedingungen stand dabei im Vordergrund. Zur Weiterentwicklung von Lösungsansätzen werden Forschungen im Projektverbund BayKlimaFit 2 seit 2021 fortgesetzt. Finanziert wird das auf drei Jahre ausgelegte Forschungsvorhaben vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV).

  • Der Projektverbund „BayKlimaFit 2 – Starke Pflanzen im Klimawandel“ forscht in 10 Fachprojekten zu den Themenschwerpunkten:

    • Hochwertige und klimaresiliente Pflanzen

    • Gesunde Pflanzen im Klimawandel

    • Effiziente Pflanzenversorgung trotz Klimastress

Die Zwischenberichte der 10. Fachprojekte sowie des Koordinierungsprojekts des PV BayKlimaFit2 wurden vorgelegt. Ergebnisse aus dem Projektverbund finden sich beispielsweise in der Broschüre „Pflanzenforschung – Wir lassen die Zukunft wachsen“ des StMUV.

In dem Verbund „SHIELD – Sichere heimische (Bio-) Lebensmittel durch sensorische Detektionsverfahren“ (gefördert durch die Bayerische Forschungsstiftung, Projektlaufzeit: 2021-2024) werden grundlegende Konzepte zur Gewährleistung der Sicherheit von (Bio-) Lebensmitteln von der Ernte bis zum Vertrieb erarbeitet. Mit der Entwicklung von Technologien für neue Detektionsmethoden können schadhafte, verdorbene oder verfälschte Produkte schneller, effizienter und sicher in der Prozesskette identifiziert werden.

Bewertung des SVB

Die umfangreiche Kompetenz in der bayerischen Bioökonomielandschaft kann besonders durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine praxisnahe Beteiligung der Industrie eine bedeutsame Rolle in der Bewältigung globaler Herausforderungen einnehmen.

Der SVB begrüßt in diesem Zusammenhang zwei kürzlich gestartete Verbundvorhaben, die auf Bundesebene gefördert werden und mit umfangreicher Beteiligung bayerischer Bioökonomie-Akteure unterstützt werden.

Das Projekt „Innovationsnetzwerk Stoffliche Altholznutzung auf regionaler Ebene (ISAR)“ entwickelt Nutzungskonzepte für Altholz. Im Netzwerk „Nationales Transfer- und Beschleunigungsnetzwerk Industrielle Bioökonomie (TransBIB)“, koordiniert vom TUM Campus Straubing, engagieren sich zahlreiche Akteure der nationalen Bioökonomie. Das Projekt hat zum Ziel, die Transformation von Industrie und Gesellschaft im Sinne der „Industriellen Bioökonomie“ durch eine bundesländerübergreifende Wissensbündelung und -bewertung sowie Zusammenarbeit voranzubringen. Das Engagement der Beteiligten aus den unterschiedlichen Themenbereichen und Standorten erweitert zudem die regionalen Perspektiven und hebt das Potenzial der einzelnen Institutionen bzw. Bundesländer.

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Bisherige Ergebnisse

Die Bayerische Staatsregierung förderte verschiedene Cross-Cluster-Projekte, u.a. mit Beteiligung der Cluster Chemie, Neue Werkstoffe, Ernährung und Umwelt und die Stakeholder-Veranstaltung der Cluster Industrielle Biotechnologie (IBB) und Chemie im Juni 2022 (vgl. Maßnahme 47). In der kommenden Förderperiode der Cluster-Offensive Bayern soll die Bioökonomie im Querschnittsbereich „Nachhaltigkeit“ verankert werden.
Die Bayerische Staatsregierung unterstützt das Engagement der bayerischen Beteiligten im Netzwerkprojekt TransBIB (vgl. Maßnahme 43).

Bewertung des SVB

Der SVB empfiehlt auch in Zukunft die überregionale Zusammenarbeit in der Bioökonomie auszubauen. Dies gilt neben Unternehmen und Forschungseinrichtungen auch auf politischer Ebene. Nur durch eine interdisziplinäre und bundesweite Zusammenarbeit kann die Bioökonomie auf regionaler Ebene kohärent umgesetzt werden. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Bioökonomie sollte den Austausch innerhalb und mit den Bioökonomie-Stakeholdern erweitern.
Die Einbindung der Cluster und die feste Verankerung der Bioökonomie im Querschnittsbereich „Nachhaltigkeit“ innerhalb der Cluster-Offensive Bayern können die zukünftige Zusammenarbeit und die Schaffung neuer Netzwerke befördern.

Mit der Cluster-Offensive fördert der Freistaat Bayern die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Unternehmen in 17 Schlüsselbranchen. Die bayernweit tätigen Clusterplattformen vernetzen Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Die Cluster helfen den Unternehmen, Produkte gemeinsam zu entwickeln, Unternehmensabläufe zu optimieren und Märkte zu erobern.

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