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Die Krise als Weichenstellung für die Bioökonomie nutzen

Die aktuelle Corona-Krise bietet sowohl Chancen als auch Risiken für die langfristige Umsetzung einer nachhaltigen Bioökonomie. In einem Statement vom 12. Mai 2020 appelliert der Sachverständigenrat an die bayerische Staatsregierung, die aktuellen Herausforderungen als Momentum für eine nachhaltige Transformation zu verstehen.


In der Krise langfristig denken und handeln -
Jetzt die Transformation hin zu einer einer nachhaltigen Bioökonomie stärken

Die Corona-Krise stellt die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor erhebliche, beispiellose Herausforderungen. Der Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern (SVB) begrüßt das entschlossene kurzfristige Handeln der bayerischen Staatsregierung, um die Belastungen betroffener Menschen und Unternehmen zu mildern und die Corona-Krise zu kontrollieren.

Der SVB appelliert an die Staatsregierung bei dem Wiederaufbau der bayerischen Wirtschaft die Chance für Veränderungen zu nutzen. Krisen bieten ein hohes Mobilisierungspotenzial für Veränderungen. Sie sind dabei Chance und Risiko zugleich. Die kurzfristig mobilisierten Kräfte und Ressourcen zur Bewältigung der Krise werden langfristige Effekte haben und müssen daher gleichermaßen dazu beitragen, langfristige Herausforderungen zu lösen. Der fortschreitende Klimawandel darf dabei nicht in den Hintergrund rücken und muss mit den Lösungen der Krisenbewältigung zusammen gedacht werden. Die Dringlichkeit von Umweltschutzmaßnahmen sowie weiterer Maßnahmen, die mittel- und langfristig eine nachhaltige Entwicklung und die Bioökonomie fördern, bleibt zweifelsohne bestehen. Entscheidungen, die von der Staatsregierung im Zuge der Corona-Krise getroffen werden, müssen diese Dringlichkeiten berücksichtigen und das Ziel eines langfristig nachhaltigen Wirtschaftens verfolgen. Jetzt werden entscheidende Weichen gestellt. Ziel darf es nicht sein, den alten Zustand wiederherzustellen.

Der Sachverständigenrat fokussiert langfristige Zielvorstellungen und sieht in der Abkehr von fossilen Rohstoffen eine nachhaltige Lösung globaler Herausforderungen. In diesem Zuge gilt es langfristig, Industrieprozesse nachhaltig umzustellen. Die aktuelle Krise bietet ein Momentum, um Weichenstellungen in diese Richtung einzuleiten. Insbesondere der aktuell niedrige Erdölpreis stellt eine akute Herausforderung für die Bioökonomie dar. Im direkten Wettbewerb werden Verfahren und Produkte auf Basis nachwachsender Rohstoffe derzeit noch stärker benachteiligt und die Anreize zur Umstellung auf biobasierte Prozesse sinken. Der Freistaat Bayern muss seiner Verantwortung gerecht werden und diese aktuelle Situation bei der Transformation hin zu einem nachhaltigen Wirtschaften berücksichtigen. Dabei bieten insbesondere eine stärkere Regionalisierung der Wirtschaft und die einhergehende Schaffung kürzerer Wertschöpfungsketten große Potenziale.

Der SVB lehnt Forderungen ab, die hinter bereits gesetzte Nachhaltigkeitsziele zurückfallen und motiviert die Staatsregierung, jetzt entschieden das Potenzial der Corona-Krise zu nutzen, um ohnehin notwendige Transformationsprozesse zu beschleunigen und proaktiv zu begleiten. Die Transformation hin zu einer Bioökonomie kann die bayerische Wirtschaft nach der Krise nachhaltig stabilisieren und weiterentwickeln. In diesem Zusammenhang gilt es, kurz- bis langfristige Maßnahmen folgender Schwerpunkten umzusetzen:

• Nachhaltige Wirtschaftshilfen
Neben den kurzfristigen Wirtschaftshilfen muss ein etwaiges längerfristiges Konjunktur-programm zur Belebung der Wirtschaft so aufgesetzt werden, dass es sich an Nachhaltigkeit orientiert und langfristigen Zielvorstellungen gerecht wird. Hierbei sollte der Freistaats Bayern gezielt Branchen und Unternehmen stärken, die im Sinne der Nachhaltigkeitsziele wirtschaften und bioökonomische Prinzipien verfolgen bzw. diese Strukturen zukünftig aufbauen wollen.

• Grüne Investitionen und Innovation
Die Umsetzung einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Wirtschaftsweise ist eng an die Entwicklung neuer Verfahren und Produkte gekoppelt. Diese (Weiter-)Entwicklung nachhaltiger, biobasierter Technologien und Prozesse ist oftmals mit hohen Kostenaufwänden und finanziellen Risiken verbunden. Der Freistaat Bayern sollte daher verstärkt die Entwicklung nachhaltiger Techno-logien und Innovation fördern und entsprechende Investitionsprogramme aufsetzen. Dabei sollte ein Fokus auf einer stärkeren Regionalisierung von Wertschöpfungsketten liegen.

• Gesellschaftliche Transformation
Eine nachhaltige Zukunftsgestaltung kann nicht ohne einen gesellschaftlichen Transformationsprozess stattfinden. Hierzu müssen Konsum- und Verhaltensmuster verändert und nachhaltige Wertevorstellungen gefördert werden. Inwiefern die Corona-Krise ohne weitere Maßnahmen einen langfristigen Einfluss auf das gesellschaftliche Verhalten hat, ist derzeit noch nicht absehbar. Der Freistaat Bayern muss sich daher aktiv für einen gesellschaftlichen Wertewandel einsetzen sowie soziale Aspekte bei der Krisenbewältigung berücksichtigen.

• Globale Nachhaltigkeitsziele
Nachhaltiges Wirtschaften kann im regionalen Kontext angestoßen und umgesetzt werden, muss jedoch in überregionalen und globalen Strukturen eingebettet sein. Das Ziel der Klima-neutralität im Rahmen des EU Green Deals nimmt in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle ein. Der Freistaat Bayern sollte sich daher aktiv für eine ambitionierte Umsetzung des europäischen Green Deals einsetzen.

Veröffentlich am: 12. Mai 2020

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